„Ich gehe immer mit einem zufriedenen Lächeln nach Hause“
erzählt Inken Ostermann, ehrenamtliche Mitarbeiterin des Kinderschutzbundes. Ihr Einsatzort ist die sogenannte „Frühchenstation“, das Perinatal Zentrum des Essener Uniklinikums. Das „Kangarooing“ ist ihre ehrenamtliche Aufgabe, Körperwärme, Kuschel- und Streicheleinheiten sind hier gefragt. Das „Kangarooing“ stärkt die Frühgeborenen bei ihrem Start in das Leben. Studien belegen, dass dies bei den frühgeborenen Babys erheblich zu ihrem Wachstum und Wohlergehen beiträgt. Inken Ostermann summt oder singt leise während des rund einstündigen „Kangarooing“, bei dem sie mit dem Frühchen auf der Brust in einem bequemen Liegestuhl sitzt. Ab einem Gewicht von 500 Gramm ist ein frühgeborenes Baby überlebensfähig. „Oft erkennt man gar nicht das Gesicht des Säuglings hinter seiner Sauerstoffmaske“, erzählt Ostermann. Schön sei es, die Entwicklung des Säuglings bis zu seiner Entlassung nach Hause zu erleben. „Da geht einem das Herz auf“, so Inken Ostermann. Sie erleben aber auf dieser und anderen Stationen der Uni Kinderklinik auch andere Schicksale. „Wir tauschen uns untereinander aus“, so Inken Ostermann.
„Wir“ und „Uns“, das ist der Kreis von sieben ehrenamtlichen Frauen, die sich im Besuchsdienst des Kinderschutzbundes in der Uni Kinderklinik engagieren. In enger Abstimmung mit dem jeweiligen Pflegepersonal und selbstverständlich den Eltern werden Kinder an ihrem Krankenbett besucht.
„Seit 1982 gibt es den Kinderbesuchsdienst des Kinderschutzbundes“, berichtet Heike Pöppinghaus, Fachbereichsleitung Kinderschutz. Die Kinderklinik meldet sich bei den ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen, wenn Eltern ihren Säugling oder ihr Kind nicht besuchen können. Die Gründe dafür sind vielfältig und reichen von einer zu großen räumlichen Entfernung, über kinderreiche Familien, bei denen die Geschwisterkinder versorgt werden müssen, bis hin zu Neugeborenen, deren Mütter selbst erkrankt sind. „Der Krankenhausbesuchsdienst in der Essener Uni-Kinderklinik trägt dazu bei, Eltern und Kindern in einer oft schwierigen Phase der Erkrankung eines Kindes beizustehen, die Eltern zu entlasten und die Kinder vom Krankenhausalltag abzulenken“, so Pöppinghaus.
Die Einsätze der ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen koordiniert Inken Ostermann, die sich seit acht Jahren in dem Projekt aktiv ehrenamtlich engagiert. Alle zwei Wochen werde geplant, wer wann Zeit habe. Der Zeiteinsatz sei unterschiedlich und variabel. Zwei Ehrenamtliche sind berufstätig, sie kommen an den Wochenenden zu den in der Regel rund einstündigen Einsätzen. Allerdings stehe auch nicht nur das „Kangarooing“ auf dem Programm, denn auch ältere Babys und Kleinkinder benötigen Ansprache und Zuwendung. „Eigentlich möchte ich, dass für jedes Kind jeden Tag jemand da ist, aber das können wir nicht leisten“, bedauert Inken Ostermann“, und letztens hatten wir für vier Kinder gleichzeitig Anfragen, da waren wir wirklich in Nöten.“ Ab dem kommenden Jahr wird dringend Nachwuchs für den Kinderkrankenhausbesuchsdienst gesucht, da zwei der engagierten Frauen altersbedingt aufhören. Vorbildung für dieses Ehrenamt braucht es nicht, außer Herzenswärme. „Man darf jedoch keine Scheu und Berührungsängste haben“, so Inken Ostermann, „und aktuell sind selbstverständlich ein vollständiger Impfstatus und tagesaktuelle Tests unerlässliche Voraussetzungen für unsere Einsätze.“
Heike Pöppinghaus ist Ansprechpartnerin für die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Essener Kinderschutzbundes. Der Kinderschutzbund zählt über 500 ehrenamtlich engagierte Bürgerinnen und Bürger in seinen Einrichtungen und Projekten, darunter rund 400 ehrenamtliche Spielplatzpaten in dem Projekt „Spielen verbindet!“. Aber auch in den lernHÄUSERN, im Kinderkleiderladen und als Lesepaten engagieren sich Bürgerinnen und Bürger ehrenamtlich. „Ehrenamtlich Interessierte finden beim Kinderschutzbund eine große Vielfalt an Möglichkeiten, sich für Kinder und Familien in unserer Stadt zu engagieren“, betont die Fachbereichsleitung Pöppinghaus. Wer sich ehrenamtlich im Kinderschutzbund engagieren will: Infos gibt es unter Telefon 20 20 12 und www.dksb-essen.de