Ob Franz Marc und Wassily Kandinsky bei ihren Ausstellungen auch selbst den Gästen die Getränke und Hors d'oeuvre gereicht haben? Bei den Vorschulkindern aus dem Kinder- und Familienzentrum BLAUER ELEFANT Borbeck des Kinderschutzbundes Essen war es so. Sie präsentierten jetzt ihre Kunstwerke und bewirteten zugleich ihre zur Ausstellung eingeladenen Eltern.
Rund vier Monate setzten sich die 25 Mädchen und Jungen mit Künstlern und ihren Werken auseinander, lernten Maltechniken kennen und wurden schließlich selbst zu Künstlern. „Klassischerweise malen Kitakinder mit Buntstift, aber es gibt so viel mehr Techniken“, erläutert Daniela Degner, Erzieherin und Fachkraft für Atelierarbeit, einen der Gründe für das Vorschulprojekt.
In mehreren Schritten näherten sich die Kinder der Aufgabe an, ein eigenes Werk zu kreieren. Zunächst beschäftigten sie sich mit den Malerinnen Claire Desjardins und Tali Yalonetzki, griffen deren Farben und Formen auf und gestalteten Kunstwerke aus Pappkreisen und -dreiecken. Dann lernten die Kinder die Expressionisten Wassily Kandinsky und Franz Marc kennen und arbeiteten sich in das Malen mit Pinsel und Acrylfarbe ein. Zum Schluss ließen sich alle Vorschulkinder von Marc inspirieren, der zum Beispiel Tiere mit Formen in seinen Bildern versteckte, und malten eigene Tierbilder.
Das Folkwang-Museum besuchten die Kinder ebenfalls, um noch mehr Kunstwerke anzuschauen und zu erfahren, wie überhaupt eine Ausstellung aussieht. „Wir wollten den Kindern Kunst und Museum nahebringen, weil wir ziemlich sicher sind, dass viele von ihnen damit später nicht mehr in Berührung kommen werden“, erklärt Degner, die das Projekt zusammen mit Michelle Cebulski, Erzieherin und angehende Medienpädagogin, geleitet hat. Darüber hinaus stärkte das Kunstprojekt die Mädchen und Jungen in ihren kognitiven, kreativen und feinmotorischen Fähigkeiten.
Den Abschluss des Vorschulprojekts bildete die Ausstellung aller geschaffenen Werke im Kinder- und Familienzentrum BLAUER ELEFANT Borbeck. Wie bei einer Vernissage in einem Museum boten die Kinder ihren Eltern Getränke und Häppchen an, begrüßten sie mit ein paar einführenden Worten und schnitten zur Eröffnung ein rotes Band durch. „Um die Vorbereitung haben sich die Kinder gekümmert. Wir haben nur Hilfestellung gegeben“, sagt Daniela Degner. Den Katalog zum Kunstprojekt, den alle Gäste erhielten, erstellten die Kinder gemeinsam mit Michelle Cebulski.
Die Kinder führten ihre Eltern herum, erläuterten ihre künstlerischen Arbeiten und luden sie ein, ein gemeinschaftliches Kunstwerk zu schaffen, für das eine Leinwand auf einer Staffelei bereitstand. Bei so viel Kreativität und Mühe, war es dann kein Wunder, dass sich im ausgelegten Gästebuch zahlreiche lobende Worte für die Kinder fanden: „Wunderschön“, „Danke“, „emotional“ war darin zu lesen.
Projekte, Besichtigungen und andere Angebote für die Vorschulkinder sind Alltag in allen Kitas des Kinderschutzbundes. Sie dienen dazu, dem zunehmenden Wissensdrang der Kinder gerecht zu werden und sie auf den bevorstehenden Wechsel zur Schule vorzubereiten.