Wechselspender unterstützen Ausbau von Beratungs- und Schutzmaßnahmen
Aus der „Wechselspende“ der Stadtwerke Essen AG fließen jetzt 16.800 Euro an den Deutschen Kinderschutzbund Ortsverband Essen (DKSB OV Essen e.V.). Dort kommt das Geld insbesondere der neuen Fachstelle „Spezialisierte Beratung bei sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche“ zugute. Zudem wird die Förderung weiterer Angebote und Projekte für Kinder zum Schutz vor Gewalt fortgesetzt. „Wir freuen uns sehr, die wertvolle Arbeit des Kinderschutzbundes zum Schutz vor sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche unterstützen zu können“, so Lars Klieve, Vorstand Stadtwerke Essen AG. Möglich macht das die seit Jahren bewährte Wechselspende der Stadtwerke Essen. Für jeden neuen Ökostrom-Kunden spenden die Stadtwerke Essen 20 Euro an eine von fünf gemeinnützigen Organisationen in Essen. Beim Wechsel entscheidet der Kunde selbst, an wen die 20 Euro-Spende gehen soll. „Diese großzügige Spende unterstützt den Kinderschutzbund in seinem Anliegen, Kinder vor Gewalt und Missbrauch zu schützen“, betont der Kinderschutzbundvorsitzende Prof. Dr. Ulrich Spie.
Zu Jahresbeginn nahm das Beratungs-Tandem der neuen Fachberatungsstelle „Spezialisierte Beratung bei sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche“ ihre Arbeit auf. Mit Hilfe der Wechselspende konnten beispielsweise die neuen Beratungs- und Therapieräume ausgestattet werden. „Wir reagieren mit dem Ausbau der Angebote auf den dramatischen Anstieg der Fallzahlen von sexualisierter Gewalt von Kindern und Jugendlichen“, so Spie. Der Schutz von Kindern vor Gewalt, insbesondere auch vor sexualisierter Gewalt, ist die Kernkompetenz des Essener Kinderschutzbundes. Die Prävention, die Beratung und weitergehende Hilfen sowie die Inobhutnahme von Kindern, bilden zentrale Handlungsfelder der Arbeit. Die neue Fachberatungsstelle finanziert sich über Landesfördermittel und Spenden. Die Wechselspende reduziert Finanzierungslücken für Sach- und Materialkosten, finanziert aber auch Schulungen für pädagogische Fachkräfte.
„Das Angebot der Spezialisierten Beratung bei sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche wird sehr gut angenommen. Bis heute zählte das Beratungs-Tandem des Kinderschutzbundes bereits über 80 Beratungsanfragen“, berichtet Heike Pöppinghaus, Fachbereichsleitung Kinderschutz. Viele Anfragen erfolgten durch betroffene Familien selbst, denn das Beratungsangebot ist im Jugendhilfenetzwerk bereits gut bekannt. Auch die Mitarbeiter des Jugendamtes, aus Kindertageseinrichtungen und Schulen selbst, erhalten hier fachliche Unterstützung für ihre Arbeit. Der Beratungsbedarf ist sehr unterschiedlich und reicht von einem bis drei Beratungsterminen pro Fall bis hin zu Beratungsprozessen mit mehr als zehn Terminen. Die Arbeit zeichnet sich auch durch eine enge Zusammenarbeit mit dem Beratungs-Tandem des Jugendpsychologischen Institutes des Jugendamtes der Stadt Essen aus.
Über die Arbeit der neuen Fachberatungsstelle hinaus forciert der Kinderschutzbund weitere Maßnahmen zum Schutz der Kinder. Dazu zählt auch ein neues Präventionsprojekt, das flächendeckend für alle Vorschulkinder in den Kindertageseinrichtungen des Kinderschutzbundes durchgeführt wird. Mit dem Programm „Die große Nein-Tonne“ werden Kinder altersgerecht dafür sensibilisiert, ihre Gefühle und Ängste und ihre Zu- und Abneigungen ernst zu nehmen und lernen unmissverständlich „Nein“ zu sagen, wenn jemand ihre persönlichen Grenzen überschreitet. „Nicht zuletzt deshalb bereitet dieses Programm Kinder altersgerecht auch auf das Thema sexualisierte Gewalt vor, das der Kinderschutzbund bereits seit fast 25 Jahren mit den Grundschulkindern im Präventionsprojekt „Mein Körper gehört mir!“ mit Dritt- und Viertklässler*innen vertieft“, so die Fachbereichsleitung Pöppinghaus. Die Kinder lernen in beiden Präventionsprojekten, sich an Vertrauenspersonen zu wenden und sich Hilfe zu holen. Umso wichtiger sind der Auf- und Ausbau zentraler Beratungsangebote.
Die Fälle in Münster, Lügde und Bergisch Gladbach haben das Thema sexualisierte Gewalt gegen Kinder und Jugendliche zunehmend in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Die sexualisierte Gewalt an Kindern zeigt dramatische Ausmaße. „Wir sprechen hier nicht von Einzelfällen sondern von einer erschreckend hohen Dunkelziffer“, betont der Kinderschutzvorsitzende Spie.“ Die Kriminalstatistik zeigt bundesweit 17.704 Opfer von Missbrauch unter 14 Jahren in 2021 (Anstieg 4,6%), die angezeigt wurden, dazu kommen 39.171 Fälle von Kinderpornographie (Anstieg 109%). In Nordrhein-Westfalen ist ein Zuwachs insbesondere in den Bereichen Kinderpornografie (4.776 Fälle, + 102,5 Prozent) und Kindesmissbrauch (3.553 Fälle, + 19,5 Prozent) zu verzeichnen. Deswegen ist eine breite gesellschaftliche Unterstützung der Kinderschutzarbeit dringend erforderlich.