Am 20. September ist Weltkindertag. Jedes Jahr wird an diesem Tag auf die Bedeutung der Kinderrechte aufmerksam gemacht. Soziale Sicherheit, Gesundheitsvorsorge, Bildung und Schutz vor Gewalt gehören zu den wesentlichen Forderungen der UN-Kinderrechtskonvention. Der Kinderschutzbund Essen kritisiert jedoch, dass es von politischer Seite zu oft bei Lippenbekenntnissen bleibt. Um benachteiligten Kindern konkret zu helfen und ihre Zukunft zu sichern, wird zu wenig getan.
„Ständig wird betont, dass Kinder das Wichtigste sind, aber das sind reine Sonntagsreden“, sagt Prof. Dr. Ulrich Spie, Vorsitzender DKSB OV Essen e. V. „Die Kinderarmut nimmt zu, aber das will keiner hören. Kinder haben keine Lobby.“
Die Problematik reicht von der zu geringen Unterstützung wirtschaftlich schwacher Familien, so dass die Kinder nicht am gesellschaftlichen Leben teilhaben können, bis in die Kitas, Schulen und Fördereinrichtungen, die finanziell nicht ausreichend ausgestattet werden.
Der Fachkräftemangel hat soziale Einrichtungen, Kitas, Kinder- und Jugendhilfe längst erreicht. Zugleich nimmt der Anteil der Kinder zu, die Förderbedarf haben. Immer mehr Kinder sprechen beim Grundschuleintritt nur unzureichend Deutsch und benötigen Sprachförderung; immer mehr Kinder brauchen Therapie, da sie bei der Schuleingangsuntersuchung motorische und gesundheitliche Defizite aufweisen.
Hinzu kommen nun die steigenden Personal- und Sachkosten. „Die Kosten zur Finanzierung einer Kita sind um 20 Prozent gestiegen, werden von der Landesregierung aber bei Weitem nicht ausgeglichen“, so Prof. Dr. Ulrich Spie. „Es gibt erste Kitas anderer Träger, die bereits ihren Betrieb eingestellt haben.“
Auch im Bereich der Stationen Hilfen herrscht Mangel. Längst gibt es nicht ausreichend Plätze, um die vom Jugendamt in Obhut genommenen Kinder ortsnah unterzubringen. Allein der Kinderschutzbund Essen musste im ersten Halbjahr dieses Jahres 330 von 352 Anfragen nach einem Platz in einer ihrer beiden Kindernotaufnahmen ablehnen.
Für den Kinderschutzbund ist diese Situation nicht hinnehmbar. „Kinder sind die nächste Generation, und wir sind auf die nächste Generation angewiesen. Wir wollen den Kindern eine chancengerechte Entwicklung ermöglichen, damit sie gute Zukunftsaussichten haben“, betont Prof. Dr. Ulrich Spie.
„Wir nehmen zu viel hin, aber wir müssen den Mut haben, Defizite anzusprechen und zu beseitigen“, fordert der Kinderschutzbund-Vorsitzende die Politik auf, sich stärker für das Wohl der Kinder einzusetzen. Dazu zählt auch die längst überfällige Verankerung der Kinderrechte im Grundgesetz.