Der Kinderschutzbund Essen errichtet ein neues Kinderschutzhaus. Mit einem symbolischen Spatenstich an dem künftigen Standort in Altenessen feierte der Kinderschutzbund am Dienstag, 23. Juli 2024, mit zahlreichen treuen Förderern und Spendern, seinen Kinderbotschaftern sowie Gästen aus Politik und Verwaltung den Start des Bauprojekts. Die Schirmherrschaft für die neue Einrichtung hat Oberbürgermeister Thomas Kufen übernommen.
In dem künftigen Kinderschutzhaus an der Altenessener Straße 273 b sollen Kinder, die oftmals extreme Gewalt, Misshandlung, Missbrauch oder Vernachlässigung erlebt haben, nicht nur Schutz erhalten, sondern eine positive Lebensperspektive finden. Das Schutzhaus ist für bis zu 16 Kinder im Alter von vier bis zwölf Jahren gedacht, bei denen von vornherein ein längerer Aufenthalt prognostiziert ist. Es bietet Kindern eine langfristige, sichere Wohnmöglichkeit und ermöglicht ihnen einen neuen Start für ein gewaltfreies und kindgerechtes Aufwachsen. Dabei werden die Kinder durch qualifizierte Fachkräfte, darunter Sozialarbeiter, Erzieher, Pädagogen und Heilpädagogen, betreut und gefördert.
Diese Schutzplätze sind dringend erforderlich, denn bundesweit nimmt die Zahl der Kindeswohlgefährdungen und der Inobhutnahmen zu. Die Zahl der Kindeswohlgefährdungen war im Jahr 2022 mit mehr als 62.000 Fällen so hoch wie noch nie. Im Vergleich zu 2021 stieg die Zahl um neun Prozent. Etwa jedes zweite Kind war jünger als acht Jahre (47 Prozent). „Für den Kinderschutzbund waren und sind diese dramatisch ansteigenden Zahlen Auslöser und Anlass für dieses Neubauprojekt“, sagt Prof. Dr. Ulrich Spie, Vorstandsvorsitzender des Kinderschutzbundes Essen. „Es ist die wichtigste und sinnvollste Investition in unsere nächste Generation.“
Im künftigen Kinderschutzhaus werden die Kinder in zwei separat eingerichteten Gruppen mit maximal acht Kindern leben. Jedes Kind bewohnt ein eigenes Zimmer. In beiden Gruppen gibt es jeweils eine Küche, ein Esszimmer, ein Wohnzimmer, ein Bereitschaftszimmer, ein Büro, einen Gesprächsraum sowie einen Multifunktionsraum.
Seit Jahren unterhält der Kinderschutzbund Essen die beiden Kindernotaufnahmen „Spatzennest“ und „Kleine Spatzen“. Hier finden zwei- bis zwölfjährige Kinder in Krisensituationen, die vom Jugendamt in Obhut genommen werden, vorübergehend ein neues Zuhause. Die Anfragen für die insgesamt 26 Schutzplätze übersteigen die Kapazität um ein Vielfaches. Im ersten Halbjahr 2024 waren es bereits 249 Aufnahmeanfragen. Bislang konnten 26 Kinder neu aufgenommen werden. Im gesamten vergangenen Jahr lebten 68 Kinder in den beiden Kindernotaufnahmen. Im Durchschnitt ist etwa jedes dritte Kind jünger als sechs Jahre.
Höchstens sechs Monate sollen Kinder in den Notaufnahmen leben. Doch beispielsweise durch langwierige Sorgerechtsverfahren oder die Schwierigkeit, eine adäquate Anschlussunterbringung für ein Kind zu finden, lebt rund die Hälfte der Kinder länger als ein halbes Jahr dort. Diese lange Verweildauer in einer Einrichtung, die auf akute Krisensituationen ausgerichtet ist, kann sich zum einen problematisch auf die Entwicklung des Kindes auswirken. Zum anderen hat der lange Aufenthalt zur Folge, dass die Schutzplätze für akute Notfälle blockiert werden.
Das neue Kinderschutzhaus mit seinem Konzept als langfristige Unterkunft soll zum einen die Notaufnahmen entlasten und zum anderen den speziellen Bedürfnissen der schutzbedürftigen Kinder gerecht werden.
Mit dem Neubau des Kinderschutzhauses in Altenessen-Süd kehrt der Kinderschutzbund Essen an den Standort seiner ersten Kindernotaufnahme zurück. 1986 wurde hier in Räumlichkeiten der ehemaligen Kaufmännischen Schule das „Spatzennest“ mit Platz für sechs Kinder eröffnet. 1998 folgte der Umzug in einen größeren Neubau, der 2006 um eine weitere Gruppe erweitert wurde. 2017 wurde die zweite Kindernotaufnahme „Kleine Spatzen“ in Borbeck eröffnet.
Das Investitionsvolumen für das Neubauprojekt an der Altenessener Straße liegt bei 4,5 Millionen Euro. Während die Finanzierung des laufenden Betriebes über eine Pflegesatzvereinbarung erfolgt, muss der Kinderschutzbund Essen die Kosten für Bau, Einrichtung und Gestaltung des Außengeländes vollständig aus Eigenmitteln und Spenden finanzieren. „Der Neubau ist für mich eine gemeinsame Verpflichtung der Zivilgesellschaft. Wir haben trotz des Leids in der Welt die Verantwortung, den Schutzauftrag für die Kinder vor der eigenen Haustür zu übernehmen“, sagt Prof. Dr. Ulrich Spie. Anvisierter Wunschtermin für die Eröffnung des Kinderschutzhauses ist der Sommer 2026.
Spender, die eine Summe ab 1.000 Euro spenden, erhalten auf Wunsch ein Klinkerriemchen mit individueller Lasergravur. Die Riemchen werden in der Außenfassade des Kinderschutzhauses verbaut.
Eine Spende ist auf das folgende Konto möglich: Spendenkonto Sparkasse Essen, IBAN: DE70 3605 0105 0000 2907 00, Stichwort: Neubau Kinderschutzhaus