Manche Mutter ist noch keine 18 Jahre alt und alleinerziehend; ein Elternpaar bekommt unerwartet Zwillinge und steht nun vor einer großen Herausforderung. Für sie und viele andere Schwangere in besonders belastenden Lebenssituationen im Essener Norden gibt es seit dem vergangenen Sommer eine neue Anlaufstelle: die Hebammenpraxis „Schützende Hände“ des Kinderschutzbundes. Die Schwangeren und jungen Mütter werden durch andere Einrichtungen des Kinderschutzbundes, wie Kinder- und Familienzentren oder Interdisziplinäre Frühförderung, durch Kinderärzte und Gynäkologen sowie Krankenhäuser an die Hebammenpraxis vermittelt.
In neu eingerichteten Räumlichkeiten in Altenessen arbeiten Hebamme Ivonne Rauer und Kinderkrankenschwester Alina Schrör Hand in Hand, um Säuglinge und Kleinkinder in den ersten Lebensjahren medizinisch zu unterstützen und beratend zu begleiten. Ivonne Rauer ist als Vorsorge- und Nachsorgehebamme tätig, nimmt Blut ab, hört die Herztöne des Babys ab und hilft bei Stillproblemen. Während sie die Säuglinge und deren Mütter etwa bis zum zweiten Lebensmonat betreut, übernimmt danach Alina Schrör. Sie hakt nach bei den U-Untersuchungen und Impfungen, begleitet bei Arztterminen oder erklärt, warum Zahnhygiene wichtig ist.
Netzwerk des Kinderschutzbundes steht zur Verfügung
Daneben betrifft die Zusammenarbeit von Hebamme und Kinderkrankenschwester auch ganze Familien. „Als Hebamme habe ich einen Vertrauensvorschuss“, erläutert Ivonne Rauer. Sieht sie etwa beim Hausbesuch, dass die Familie weiteren Hilfe- und Unterstützungsbedarf hat, kann sie an andere Einrichtungen des Kinderschutzbundes vermitteln. Hier steht das gesamte Netzwerk, wie das Projekt „Gesunder Auftakt“ für werdende Eltern, der Kinderkleiderladen, die Schreikindambulanz und die Erziehungsberatungsstelle, zur Verfügung. „Wir versuchen, mit unserer Arbeit so anzusetzen, dass Familien nicht durchs Raster fallen“, so Rauer.
Denn viele Familien, denen sie und Alina Schrör beiseite stehen, sind nicht mit dem Gesundheitssystem und seinen Angeboten vertraut. Zum Teil kennen sie das Konzept einer Hebamme nicht, oder ihnen fehlt das Basiswissen, warum U-Untersuchungen notwendig sind oder wie man eine Wohnung kleinkindsicher macht.
Frauenfrühstück, Spielgruppe und Babymassage geplant
Seit der Eröffnung ist die Hebammenpraxis sehr gut angelaufen. Rund 50 Schwangere und junge Mütter wurden bislang betreut. Für dieses Jahr haben Ivonne Rauer und Alina Schrör zahlreiche weitere Pläne. Dann möchten sie neben den Hausbesuchen per Hebammenmobil und dem Behandlungsraum, in dem Schwangere untersucht sowie Babys gewogen und gestillt werden können, auch den speziell eingerichteten Kursraum nutzen. Vorgesehen ist ein Frauenfrühstück, bei dem Frauen sich Rat bei Hebamme Ivonne Rauer über gesundheitliche Fragen holen, Teenager sich über den Zyklus aufklären lassen und sich stillende Mütter untereinander austauschen können. Zudem wird Rauer Entspannungstechniken in der Schwangerschaft und Rückbildungsberatung anbieten, während Alina Schrör eine Spielgruppe für Familien und Babymassage plant. „Wir möchten den Familien ein niederschwelliges Angebot zur Gesundheitsprävention bieten und Fragen beantworten“, schildert die Kinderkrankenschwester die gemeinsamen Zukunftspläne.
Das Hebammenprojekt „Schützende Hände“ ist ein weiterer Baustein zur Gesundheitsprävention, die der Kinderschutzbund seit langem ausbaut. Dahinter steckt der Ansatz, eine lückenlose Präventionskette an Angeboten zu schaffen, mit der Säuglinge, Kinder und Jugendliche insbesondere bei den Übergängen von Lebensabschnitten begleitet und gestärkt werden. Mit der Hebammenpraxis möchte der Kinderschutzbund werdende Mütter bereits vor der Geburt unterstützen und Babys einen sicheren Start ins Leben ermöglichen.