Der Kinderschutz in Deutschland ist in Gefahr. Gefährdete Kinder erhalten nicht den Schutz, den sie dringend benötigen. Überlastete Jugendämter und fehlende Plätze für eine Inobhutnahme schutzbedürftiger Kinder führen dazu, dass Kinder zum Teil einer noch größeren Gefährdung ausgesetzt werden. Wie dramatisch die Situation in Deutschland ist, zeigt eine diese Woche veröffentlichte Studie des WDR.
Obwohl der Verdacht auf Kindeswohlgefährdung vorliegt, müssen Kinder länger als ratsam bei ihren Familien leben. Dies haben fast 60 Prozent der Jugendämter in der Befragung angegeben. Darüber hinaus ist der Schutz der Kinder gefährdet, weil es in den Jugendämtern an Personal fehlt und die Mitarbeiter daher für zu viele Kinder und Familien gleichzeitig verantwortlich sind.
Auch für Essen stellt der Kinderschutzbund fest, dass die Lage schutzbedürftiger Kinder immer prekärer wird. „Es gibt eine zunehmende Anzahl an Fällen von Kindeswohlgefährdung. Vor allem die dramatischen Fälle steigen deutlich an“, sagt Prof. Dr. Ulrich Spie, Vorstandsvorsitzender des Kinderschutzbundes Essen. „Daher ist es angesichts der sich verschärfenden Situation absolut fatal, dass die Zahl der Schutzplätze für gefährdete Kinder weder quantitativ noch qualitativ mitgewachsen ist. Hinzu kommt, dass auch im Essener Jugendamt Personalnot herrscht. Außerdem werden juristische Verfahren immer komplexer und dadurch länger. Und nicht zuletzt fehlen schlicht Anschlussperspektiven für die Unterbringung der Kinder, die wir in unseren Notaufnahmen in Obhut nehmen.“
Gleichwohl ist die Situation in Essen – insbesondere dank der guten Kooperation des Kinderschutzbundes mit dem Jugendamt der Stadt Essen – besser als in anderen Kommunen: Frühzeitig wurden für Essen andere Wege beschritten als in den meisten Kommunen. Bereits 1986 eröffnete der Kinderschutzbund Essen mit dem „Spatzennest“ eine Kindernotaufnahme, um Kindern, die Gewalt, Missbrauch oder Vernachlässigung erlebt haben, ein sicheres Zuhause zu bieten. 2006 wurde das „Spatzennest“ um eine Gruppe erweitert, 2017 eröffnete der Kinderschutzbund Essen die zweite Notaufnahme für jüngere Kinder „Kleine Spatzen“.
Weil die Fälle von Kindeswohlgefährdung jedoch seit Jahren ansteigen, verzeichnet der Kinderschutzbund Essen vermehrt Anfragen nach Schutzplätzen. Doch wegen fehlender Kapazitäten mussten die Kindernotaufnahmen zuletzt jedes Jahr rund 400 Kinder ablehnen.
Deswegen hat der Kinderschutzbund Essen die Initiative ergriffen und baut ein neues, drittes Kinderschutzhaus. Ab Spätsommer 2026 werden hier 14 gefährdete Kinder Schutz und Unterstützung erhalten. Geplant als langfristige Unterkunft soll das neue Haus zum einen die Notaufnahmen entlasten und zum anderen den speziellen Bedürfnissen der häufig traumatisierten Kinder durch besonders intensive Betreuung gerecht werden. Die Schirmherrschaft für das Neubauprojekt hat Oberbürgermeister Thomas Kufen übernommen.
Das Investitionsvolumen für das neue Kinderschutzhaus beträgt 4,5 Millionen Euro. Die Kosten für Bau, Einrichtung und Gestaltung des Außengeländes muss der Kinderschutzbund Essen vollständig aus Eigenmitteln finanzieren. Aus diesem Grund ist der Kinderschutzbund auf Spenden angewiesen.
Spendenkonto Sparkasse Essen,
IBAN: DE70 3605 0105 0000 2907 00, Stichwort: Neubau Kinderschutzhaus