ESSEN, 03.02.2025 | Die Weichen sind gestellt. Es läuft rund unter einem gemeinsamen Dach für das Zentrum für Kindesentwicklung, die Interdisziplinäre Frühförderstelle und die Heilpädagogische Frühförderstelle am neuen Standort Altenessener Straße 435. Jede Woche arbeiten hier 24 Mitarbeitende mit etwa 350 Kindern. Heilpädagogik, Ergotherapie, Sprach- und Physiotherapie: In 12.437 Fördereinheiten konnten die drei Einrichtungen des Kinderschutzbundes Essen im Jahr 2024 Kinder und Jugendliche dabei unterstützen, ihre Entwicklungspotentiale zu stärken. Seit Jahren steigen die Unterstützungsbedarfe rasant an, immer mehr Kinder in Essen benötigen intensive Förderung.
Bei jedem zweiten Kind, das im Sommer 2024 in Essen eingeschult wurde, sind bei der Schuleingangsuntersuchung Förderbedarfe in den Bereichen Körperkoordination, Motorik oder Sprache festgestellt worden. Aus diesem Grund besuchte der Sozial- und Gesundheitsdezernent der Stadt Essen Peter Renzel heute (03.02.2025) die Altenessener Straße 435, um sich vor Ort ein Bild zu machen.
Sieben Monate sind seit dem Start des 1998 gegründeten Zentrums für Kindesentwicklung, der Interdisziplinären Frühförderstelle und der Heilpädagogischen Frühförderstelle in den neuen Räumlichkeiten am 1. Juli 2024 vergangen. Der Betrieb läuft routiniert, die Angebote werden bestens angenommen. Dies ist der langjährigen, guten Kooperation von Stadt Essen und Kinderschutzbund Essen zu verdanken, die viele Konzepte gemeinsam entwickelt haben; nicht zuletzt geht der Aufbau der Interdisziplinären Frühförderstelle auf eine Anregung von Peter Renzel zurück, der den steigenden Bedarf für die frühe Förderung von Kindern schon sehr früh erkannte und die Verantwortlichen des Essener Kinderschutzbundes bei der Gründung unterstützt hat.
„Seit wir die drei Zentren räumlich zusammengeführt haben, bestätigt sich unsere strategische Entscheidung, die Handlungsfelder Kinderschutz und Kindergesundheit systematisch miteinander zu verschränken“, so Prof. Dr. Ulrich Spie, Vorsitzender des Vorstandes beim Kinderschutzbund Essen. „Der enorme Zulauf belegt zum einen den riesigen Bedarf, auf den wir seit Jahren hinweisen. Zum anderen ist die große Nachfrage auf die Kompetenz unserer Fachkräfte zurückzuführen: Die im Zentrum für Kindesentwicklung und Frühförderung qualitativ herausragende Therapie- und Förderangebote bereitstellen.“
Kinder mit unterschiedlichsten Auffälligkeiten oder Entwicklungsverzögerungen vom Säugling bis zum Jugendlichen werden von den Fachkräften des Kinderschutzbundes gefördert. Je früher vorhandene Schwierigkeiten auffallen und von den Kinderärztinnen und Kinderärzten diagnostiziert werden, desto schneller lassen sich diese aufholen. Therapie und Förderung erfolgt zumeist auf spielerische Weise mit einer Vielzahl therapeutischer Maßnahmen. Neben der individuellen und ganzheitlichen Förderung des Kindes ist das Einbeziehen der Eltern wesentlich für den Therapieerfolg. Folgerichtig werden Therapieziele zusammen mit den Eltern erarbeitet, festgelegt und regelmäßig überprüft – bis hin zu Anregungen für den häuslichen Alltag in den Familien reicht die Beratung.
Mit dem neuen Standort für die drei Einrichtungen des Kinderschutzbundes konnte ein wesentlicher Grundstein für eine verbesserte Förderung von Kindern vor allem im Essener Norden gelegt und fest verankert werden. Deshalb ging es beim Gespräch von Prof. Spie und Peter Renzel insbesondere um Perspektiven für die weitere Zusammenarbeit zwischen Stadt und Kinderschutzbund, beispielsweise durch die Einbeziehung der Hebammenpraxis „Schützende Hände“ mit ihrer Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin.
Im Laufe des Jahres 2025 wird das Kindergesundheitszentrum der Stadt Essen im Verwaltungsgebäude des ehemaligen Marienhospitals in der Johanniskirchstraße 27-29 einziehen. Im Kindergesundheitszentrum sollen der Allgemeine Soziale Dienst des Jugendamtes (ASD) und ein Teil des Kinder- und Jugendgesundheitsdienstes (KJGD) untergebracht werden. Dadurch entsteht an zentraler Stelle im Essener Norden ein gemeinsames Kompetenzzentrum u. a. für Gesundheit mit einer Anlaufstelle für Kinder, Jugendliche und deren Eltern. Ziel ist es, die Arbeit des ASD und des KJGD mit den Angeboten des Deutschen Kinderschutzbundes, dem Sozialpädiatrischen Zentrum des Elisabeth-Krankenhauses, den Frühen Hilfen, dem Integrationsmanagement und dem Jugendpsychologischen Institut in einer strategischen Partnerschaft zu verbinden, um gemeinsam zur Stärkung der Gesundheitsprävention, der Förderung individueller Gesundheitskompetenz und der Entwicklung gesundheitsfördernder Rahmenbedingungen beizutragen.
Peter Renzel betonte heute die wichtige, unbedingt notwendige und noch zu verbessernde Kooperation mit den niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten. Ganz besonders wichtig ist ihm die Kooperation mit den Frauenärzten schon in der vorgeburtlichen Phase sowie den Kinder- und Jugendärzten: „Die Zusammenarbeit der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte mit der Kinder- und Jugendhilfe, den Therapeutinnen und Therapeuten und dem Kinder- und Jugendgesundheitsdienst muss verbindliche Rahmenbedingungen haben. Wir benötigen einen verlässlichen und gesetzlich normierten Rahmen der Zusammenarbeit inklusive der dafür nötigen Vergütungsregelungen.“
Stadt und Kinderschutzbund sind sich einig, dass ein nachhaltig wirksamer Beitrag für die Zukunftssicherung der Kinder im Norden Essens nur gemeinsam, koordiniert geleistet werden kann: Prof. Spie und Thomas Grotenhöfer, der Geschäftsführer des Kinderschutzbundes Essen, werden sich zukünftig noch regelmäßiger mit dem Sozial- und Gesundheitsdezernenten Peter Renzel austauschen und noch enger abstimmen. Mit dem Zentrum für Kindesentwicklung, der Interdisziplinären Frühförderstelle und der Heilpädagogischen Frühförderstelle ist am neuen Standort ein erster Partner als integraler Baustein für das Kindergesundheitszentrum der Stadt im Essener Norden auf einem guten Weg.