Der Bedarf an Unterstützung durch die Fachstelle „Spezialisierte Beratung bei sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche“ des Kinderschutzbundes Essen ist deutlich gestiegen. Verzeichnete die Beratungsstelle 2022 gerade einmal 47 Beratungen mit Kindern, Jugendlichen und Eltern, waren es 2024 bereits annähernd doppelt so viele: 95 Beratungen. Der Lions-Club Oberhausen fördert dieses wichtige Angebot mit einer Spende über 8.000 Euro. Die Summe kam durch eine Tombola zusammen, die die Mitglieder in der Vorweihnachtszeit veranstaltet hatten.
Wenn Kinder oder Jugendliche sexualisierte Gewalt erleben, hinterlässt dies oft tiefe psychische Belastungsstörungen. Unterstützung und Beratung erhalten betroffene Kinder und Jugendliche bei der Fachstelle „Spezialisierte Beratung bei sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche“ des Kinderschutzbundes Essen: Hier finden Sie Hilfe und Unterstützung dabei, ihre Gewalterfahrung zu bewältigen. Häufige Gesprächsinhalte sind die Themen Schuld und Verantwortung, Ziel der individuell zugeschnittenen Beratungsangebote ist beispielsweise die Stärkung des Selbstwertes sowie der Selbstwirksamkeit der Kinder und Jugendlichen. Bei Eltern und Bezugspersonen lösen sexuelle Gewalterfahrungen ihrer Kinder oft Gefühle von Wut, Ohnmacht und Fassungslosigkeit aus. Auch sie brauchen Unterstützung, mit dem Geschehenen umzugehen.
Neben Betroffenen und deren Bezugspersonen können sich Menschen, die in ihrem Beruf mit sexualisierter Gewalt an Kindern und Jugendlichen konfrontiert werden, an die Fachberatungsstelle wenden. Auch hier ist ein deutlicher Anstieg der Nachfrage spürbar: von 58 im Jahr 2022 auf 104 Beratungen im Jahr 2024.
„Der hohe Bedarf sowohl von betroffenen Kindern und Jugendlichen als auch von pädagogischen Fachkräften an Beratung und Hilfestellung zeigt uns, wie unerlässlich die Arbeit unserer Fachstelle ist. Deswegen danken wir dem Lions-Club Oberhausen sehr, dass er das Angebot mit seiner Spende so großzügig unterstützt“, so Prof. Dr. Hans-Peter Noll, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des Kinderschutzbundes Essen und Vorstandsvorsitzender der Stiftung Zollverein.
Die zuletzt dramatischen Missbrauchsfälle in Münster, Lügde und Bergisch Gladbach haben das Thema sexualisierte Gewalt gegen Kinder und Jugendliche in den vergangenen Jahren in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Als Antwort darauf entstanden mehrere Fachberatungsstellen in Nordrhein-Westfalen – auch in Essen: in Kooperation vom Jugendpsychologischen Institut (JPI) der Stadt Essen und dem Kinderschutzbund Essen mit jeweils anderthalb Vollzeitstellen.
Die Fachberatungsstelle ist räumlich im Kinderschutz-Zentrum in der Essener Innenstadt angesiedelt. „Der Schutz von Kindern vor Gewalt, insbesondere auch vor sexualisierter Gewalt, ist die Kernkompetenz des Kinderschutzbundes. Seit mehr als 30 Jahren arbeitet das Kinderschutz-Zentrum als Beratungsstelle mit den Schwerpunkten familiäre Krisen, Misshandlung, Vernachlässigung und sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen. Vor über 25 Jahren starteten wir das Missbrauchspräventionsprojekt ,Mein Körper gehört mir‘ an Essener Grundschulen. Mit der Ende 2021 gegründeten Fachberatungsstelle konnten wir auf den akuten Bedarf eingehen und unser Angebot gegen sexualisierte Gewalt erneut ausweiten“, erklärt Prof. Dr. Ulrich Spie, Vorstandsvorsitzender des Kinderschutzbundes Essen.
Im Jahr 2024 registrierte die Polizei allein in Essen 156 Fälle von Kindesmissbrauch. Für Nordrhein-Westfalen führt die Polizei in ihrer aktuellen Kriminalstatistik 4.426 Missbrauchsfälle mit abgeschlossenen Verfahren für das Jahr 2024 auf. Hinzu kommen mehr als 9.000 ausermittelte Fälle von Kinderpornographie. Das ist das sogenannte Hellfeld. Das Dunkelfeld, die tatsächliche Zahl, liegt um ein Vielfaches höher.