Vorweihnachtszeit: Das ist die Zeit der Vorfreude und Hoffnung, die Zeit, in der die Familie zusammenkommt. Das ist die Zeit des Lichterschmucks, der Wärme schenkt und mit seinem Glanz die Dunkelheit erhellt. Soweit das Ideal. Denn für viele Kinder sieht die Wirklichkeit bedrückender aus. Sie können nicht bei ihrer Familie leben. Doch es gibt nicht genug Schutzplätze für sie. Jedes Jahr muss der Kinderschutzbund Essen mehrere Hundert Anfragen auf einen Platz in seinen Kindernotaufnahmen ablehnen. Mit einem Lichterfest macht er heute mit einer eindrücklichen Aktion auf diese eklatante Unterversorgung aufmerksam. Für jedes Kind, das der Kinderschutzbund Essen 2025 nicht aufnehmen konnte, entzündet er eine Kerze.
Seit Jahren steigen die Fälle von Kindeswohlgefährdung. Deshalb verzeichnet der Kinderschutzbund Essen vermehrt Anfragen nach Schutzplätzen. Im Jahr 2024 erreichten die beiden Kindernotaufnahmen „Spatzennest“ und „Kleine Spatzen“ 486 Aufnahmeanfragen – so viele wie noch nie zuvor. 58 Kinder konnten aufgenommen werden; 428 musste der Kinderschutzbund wegen fehlender Kapazitäten ablehnen. 2025 gab es bisher 420 Anfragen; 26 Kindern konnte der Kinderschutzbund ein sicheres „Zuhause auf Zeit“ bieten.
Bei 394 Kindern musste der Kinderschutzbund Essen jedoch nein sagen. Für sie leuchten heute Kerzen auf dem Baugelände des neuen Kinderschutzhauses, das der Kinderschutzbund in Altenessen errichtet. „Für jedes Kind eine Kerze. Denn wir haben diese Kinder nicht vergessen. Insgesamt 394 Lichtsignale. Damit wollen wir zeigen, wie dramatisch die Situation ist. Denn für die große Mehrheit der schutzbedürftigen Kinder fehlt es an Plätzen in den Notaufnahmen“, sagt Nina Schubert, Geschäftsführerin des Kinderschutzbundes Essen. „Deswegen bauen wir ein neues Kinderschutzhaus.“
Beim heutigen Lichterfest wird das Baugelände zu einem Ort mit doppelter symbolischer Bedeutung: Die Kerzen versinnbildlichen die fehlenden Schutzplätze. Zugleich erleuchten sie den Ort und verkünden wie ein Fanal den Aufbruch in eine hoffnungsfrohe Zukunft.
Das Fest begeht der Kinderschutzbund Essen mit ausgewählten Freunden und besonderen Förderern des neuen Kinderschutzhauses. Als Dank für die vertrauensvolle Zusammenarbeit, Hilfe und Unterstützung sind sie eingeladen, das Jahr gemeinsam ausklingen zu lassen: in vorweihnachtlicher Atmosphäre, mit anregenden Gesprächen und begleitet durch das Blechbläser-Ensemble St. Reinoldi Dortmund.
Im Kinderschutzhaus erhalten 14 gefährdete Kinder den Schutz und die Hilfe, die sie für ein kindgerechtes und gewaltfreies Aufwachsen benötigen. Es ist für Kinder bestimmt, die zuhause geschlagen oder vernachlässigt werden, weil ihre Eltern überfordert, krank oder drogenabhängig sind. Andere Kinder erleben sexualisierte Gewalt in ihrer Familie. Geplant als langfristige Unterkunft soll das neue Haus zum einen die beiden Kindernotaufnahmen entlasten und zum anderen den speziellen Bedürfnissen der oftmals traumatisierten Kinder durch besonders intensive traumapädagogische Betreuung gerecht werden.
Baustart für das Kinderschutzhaus war Anfang Juli. Inzwischen ist der Rohbau fertiggestellt. Im Januar 2026 beginnt der Einbau der Fenster; danach ist die Montage der Fassade geplant. Die Inbetriebnahme des Schutzhauses ist für Herbst 2026 geplant.
Das Investitionsvolumen für das Kinderschutzhaus beträgt 4,5 Millionen Euro. Die Kosten für Bau und Einrichtung des Gebäudes sowie die Gestaltung des Außengeländes muss der Kinderschutzbund Essen vollständig aus Eigenmitteln finanzieren. Aus diesem Grund ist der Kinderschutzbund auf Spenden angewiesen.
Spendenkonto
Sparkasse Essen, IBAN: DE70 3605 0105 0000 2907 00, Stichwort: „Neubau Kinderschutzhaus“